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Pragmatische Lösungen in Tür- und Angelgesprächen

Schiedsleute in der aktuellen Pandemiesituation häufiger gefragt


Presse

08.10.2020

Amtsgericht Bad Iburg

- Pressestelle -


BAD IBURG. Wie hoch darf die Hecke an der Grundstücksgrenze sein? Wer muss das Laub entsorgen, das vom Nachbarbaum fällt? Darf mein Nachbar in der Mittagszeit mit der Bohrmaschine lärmen? Und: Wie oft darf mein Nachbar im Sommer auf dem Balkon grillen?

Typische Streitfragen, die, bleiben sie unbeantwortet, schnell zu einem handfesten Nachbarschaftsstreit eskalieren können. Erfreulicherweise entscheiden sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger im Südkreis gegen die Eskalation und für fachkompetente Unterstützung: Sie wenden sich an den für ihre Gemeinde zuständigen Schiedsmann. Und der greift dann in der Regel erstmal zum Telefon oder führt ein informelles Gespräch, so dass die Streitigkeiten oft schon erledigt sind, bevor sie richtig begonnen haben.

Mehr als in anderen Amtsgerichtsbezirken werden Konflikte hier im Südkreis auf diese Art und Weise als sog. Tür-und-Angelfälle gelöst. Tendenz steigend: Mit 45 Tür- und Angelfällen waren die Schiedsleute vor Ort im letzten Jahr befasst, dieses Jahr dürfte die Zahl ersten Schätzungen zufolge höher ausfallen: So verzeichnete allein der für die Stadt Georgsmarienhütte zuständige Schiedsmann Martin Vinke in den ersten 8 Monaten dieses Jahres schon 12 Tür- und Angelfälle, sein Kollege Host Jasper berichtet für den Schiedsamtsbezirk Bad Iburg I von einer Steigerung der Fälle um 15%. Interessanterweise sehen beide Schiedsmänner dabei durchaus auch einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: „Die Leute halten sich mehr zuhause auf und können sich um Dinge kümmern, für die ihnen sonst die Zeit fehlt.“, so Horst Jasper, Schiedsmann in Bad Iburg. „Das führt leider auch manchmal zu mehr Reibereien“.

Reibereien - nicht Streitereien, denn charakteristisch für die Tür- und Angelfälle ist es ja gerade, dass kein förmliches Verfahren eingeleitet wird, weder beim Schiedsmann noch vor Gericht. „Die Pandemie und die damit für jeden von uns verbundenen Einschränkungen bergen leider auch viel Konfliktpotential. Das ist es gut, dass die Schiedsleute mit ihren Tür- und Angelgesprächen ein wirklich niederschwelliges Konfliktlösungsverfahren anbieten“, so Susanne Kirchhoff, Direktorin des Amtsgerichts. Es brauche pragmatische Lösungen, die von den Parteien akzeptiert werden und mit denen alle in diesen ungewöhnlichen Zeiten gut leben können.

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Schiedsfrauen und Schiedsmänner spielen in Niedersachsen bereits seit knapp 200 Jahren eine wichtige Rolle als Streitschlichter. Sie sind ehrenamtlich tätig und tragen dazu bei, dass Streitigkeiten vor Ort schnell und mit dem nötigen Einfühlungsvermögen beigelegt werden können, damit zerstrittene Bürgerinnen und Bürger schnell wieder zu einem gedeihlichen Zusammenleben zurückfinden. Nähere Informationen finden Sie hier.


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